Silvia Fohrer beim Verschließen der Bohrlöcher

 

Dort erklärte sie ihnen auch, dass die 2015 im Grünen Grund gepflanzten Rosen mit dem Namen "Auferstehung" ein zentrales Motiv in der Erinnerungsgeschichte des Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück sind. Die Rose galt unter den im Lager inhaftierten Frauen als ein Zeichen der Freundschaft, der Hoffnung und des inneren Widerstandes. Sie war Symbol des Leidens und gleichzeitig ein Zeichen der Bejahung des Lebens und des Durchhaltens.
Nachdem Schüler der Oberschule in der ersten Projektwoche beispielsweise Friedenstauben und Fußabdrücke, die den täglichen Marsch der im KZ-Außenlager inhaftierten Frauen zur Munitionsfabrik in der Lübnitzer Straße symbolisieren, in die Sandsteinblöcke meißelten, arbeiteten Schüler des Fläming Gymnasiums unter Anleitung von Rudolf Kaltenbach das Symbol der Rose in den Stein. Sie lernten dabei, wie Knüpfel und Eisen zur Sandsteinbearbeitung gehandhabt werden müssen und setzten sich gleichzeitig in Gesprächen mit der düsteren Vergangenheit der Stadt während des Zweiten Weltkrieges auseinander.
Mit Beginn der Herbstferien endete das Kunstprojekt der Schüler. Bevor alle aus einander gingen, hinterließen sie persönliche Botschaften in den großen Sandsteinblöcken. Diese Statements für den Frieden wurden während des Projekts aufgeschrieben.
Bevor Kevin Nguyen die Botschaft seiner aus Vietnam stammenden Mutter Thu Hoyen Nguyen in eines der vorbereiteten Bohrlöcher schob, las er ihre Zeilen noch einmal vor: "Dieses wunderschöne Land hat auch dunkle Seiten. Hoffen wir, dass es sich nie wiederholt".
Andere Botschaften wurden unter anderem in deutscher, englischer, französischer, persischer, syrischer, russischer und spanischer Sprache verfasst. Zusätzlich zu den Friedensbotschaften wurden die Berichterstattung der MAZ über das Kunstprojekt, das 1975 von Marcelle Dudach verfasste Gedicht über die Rose der Auferstehung und der Lebenslauf von Otto Freundlich, der als Vater der "Straße des Friedens" gilt und 1943 von den Nazis ermordet wurde, in die Bohrlöcher der Sandsteine eingeschoben.

Die Rose der Auferstehung auf den Sandsteinen


Jede einzelne Botschaft wurde zuvor fein säuberlich zusammengerollt und mit einer Schutzhülle versehen. Danach machte sich Silvia Fohrer daran, die gefüllten Bohrlöcher zu verschließen. Dafür verwendete die Bildhauerin kleine runde Hartgesteine aus allen Ländern der Welt. Die MAZ-Berichterstattung verschloss sie beispielsweise mit einem Granit aus Indien. Bevor Schüler und Künstler auseinander gingen, wurden vor den großen Sandsteinen mit Thüster Kalksteinstaub noch einmal temporäre Zeichen gegen Krieg und Gewalt gesetzt. Im kommenden Jahr sollen die Kunstwerke vollendet werden. Dazu regt Silvia Fohrer an, an den Kunstwerken der Schüler auch Rosen der Auferstehung zu pflanzen.