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Wo einst Menschen geschlagen wurden
Bei den Aussprachen mit den Freundschaftsräten der Belziger Schulen im Dezember anläßlich des Pioniergeburtstages wurde auch die Frage gestellt, warum eine Gedenksteinanlage im "Lübnitzer Lager“ errichtet wird. Aus der Fragestellung ist schon zu ersehen, daß es unbedingt notwendig ist, durch ein kleines Mahnmal auf die Zeit vor 20 Jahren hinzuweisen.
Der Plan ist nicht neu, er wird nur heute verwirklicht. Der Sockel für den Gedenkstein ist schon fertig, und nur durch den Frosteinbruch im alten Jahr wurde die Fertigstellung verzögert. In einen ansprechenden Granitstein wurden die Worte gehauen: "Die Toten mahnen! Zwangsarbeiterlager Roederhof des KZ Ravensbrück.“
Das Gelände vom Kinderspielplatz an der Lübnitzer Straße bis zum Grünen Grund war vor 20 Jahren mit Baracken bebaut. Hier waren Hunderte von Fremdarbeitern aus der Sowjetunion, aus Polen, Jugoslawien, Frankreich und Italien untergebracht, die in der Munitionsfabrik Roederhof arbeiten mußten. Nicht allen Einwohnern ist bekannt, daß im unteren Teil des Lagers ein besonderer Block stand, der durch Stacheldraht abgesichert war und wo die Insassen, die aus dem KZ Ravensbrück kamen, durch SS-Frauen mit Hunden bewacht wurden.
Über die ganze Geschichte des Zwangsarbeitslagers ist wenig Material vorhanden. Im Rahmen der Erarbeitung einer neuen Chronik unserer Stadt wird sich eine Arbeitsgruppe speziell mit diesen Fragen beschäftigen.
Die Bezeichnung dieses Geländes als "Lübnitzer Lager“ rührt aus dieser Zeit her. Eigentlich richtig ist für den oberen Teil der Name "Galgenberg“. Hier stand früher ein Galgen. Die letzte Exekution erfolgte im Jahre 1846.
Die Einweihung des Gedenksteines zum 20. Jahrestag der Befreiung schließt die erste Etappe der Umgestaltung des sogenannten "Lübnitzer Lagers“ ab. Das Gelände. Wo früher Menschen ihr Leben lassen mußten, hungerten, geschlagen und als Unmenschen behandelt wurden, wird heute in unserem Staat Erholungs- und Sportzentrum.
Der Kleinspielplatz und die Kleinsportanlage können sich sehen lassen. Die letzte der Baracken, die ehemalige Produktionsstätte der PGH Holz, wird abgerissen. Uns schwebte einmal vor, dahinter einen Reitplatz einzurichten, oder dieses Gelände als Zeltplatz zu nutzen. Darüber müssen wir noch diskutieren. Wenn der Zeltplatz sich entwickeln soll, müssen auch hier noch einige Baumaßnahmen in der Perspektive vorgesehen werden. Das Gelände vom Grundstück Maddey bis zum Fesselflugplatz wird weiter bepflanzt. Es ist auch kein schlechter Gedanke, von hier in Richtung Korns Garten in der Zukunft einmal ein Tiergehege anzulegen. Jeder Besucher wird sich dann darüber freuen, was wir einmal aus dem ehemaligen "Lübnitzer Lager“ gemacht haben.
Quelle: Kreisarchiv Potsdam-Mittelmark, Zeitungsarchiv, Märkische Volkstimme vom 6.1.1965