- Details
- Zugriffe: 440
Brief von Marcel Torfs
Es ist der 24. April 1945! Um 11:30 Uhr gibt der Belziger Stadtkommandant, Oberst Dierke den Befehl zur Verlagerung des Belziger Konzentrationslagers mit Marschrichtung Görzke, Ziesar, Plaue, Görden (Nervenheilanstalt)" lesen wir im ersten Buch von Gerhard Dorbritz "Schicksale" auf Seite 86.
72 nicht mehr gehfähige Frauen bleiben in der Krankenbaracke des KZ-Außenlagers zurück. Die noch 63 lebenden werden am 3. Mai 1945 von der Roten Armee befreit. Unter ihnen ist auch Clara Draulans. Ihr Sohn, Marcel Torfs, hat uns seine Gedanken zu diesem 75. Jahrestag aufgeschrieben.
Befreit aus der Hölle.
Für meine frisch verheiraten Eltern (29. September 1942) konnte trotz des Krieges und der deutschen Besatzung, ein neues Leben beginnen… Dieses neue Glück wurde bald völlig zerstört als zuerst mein Vater am 23. Juni 1944, nachher am 11. Juli 1944 auch meine Mutter von den Deutschen verhaftet wurde.
Vater kam zuerst nach Buchenwald, gegen Ende seiner Gefangenschaft nach Dachau. Da wurde er von den Amerikanern befreit am 29. April 1945. Er hatte Glück gehabt : er lebte noch, war völlig überdeckt mit der Krätze, und hat noch 40 Kilo gewogen. Er wurde von den Amerikanern gut gepflegt und konnte am 26. Juni 1945 wieder belgischen Boden betreten und nach Hause zurückkehren.
Mutter kam zuerst nach Ravensbrück, Da wurde sie medizinischen Experimenten (Versuch zur Unfruchtbarmachung) unterworfen. Am 24.August 1944 um 3 Uhr morgens kam sie zusammen mit knapp 800 anderen Frauen verschiedener Staatsangehörigkeiten nach Belzig, einem Außenkommando von Ravensbrück. Am 24. April, als die Front sich sowohl vom Westen wie vom Osten zu stark näherte, wurden die gehfähigen Frauen auf Todesmarsch gesetzt, Richtung Westen. Die übrigen Häftlinge, todkrank, total unterernährt blieben alleine im Lager zurück, ohne Versorgung, ohne etwas zu Essen oder zu Trinken. Sie warteten auf … worauf ?? Auf den Tod, auf die Befreiung, auf der Rückkehr ihrer Henker ??? Meine Mutter war eine van diesen 72 kranken Frauen. Auch sie hatte Glück : sie überlebte, hatte schwersten Typhus und wog noch knapp 32 Kilo. Anfangs haben die sowjetischen Befreier die Häftlinge ihrem Schicksal überlassen, später wurden sie von den Sowjets auf Lastwagen Richtung Elbe gebracht, wo sie den Amerikanern übergeben wurden. Dann wurden sie ordentlich gefplegt und sind schließlich am 31. Mai 1945 wieder in Belgien angekommen.
Das Leben nach der Hölle
Als meine Eltern sich am 26. Juni 1945 wieder in die Arme schließen konnten, begann für sie das Leben aufs Neue : die Wohnung war nach ihrer Verhaftung von den Deutschen ausgeraubt. Ihre Gesundheit machte es unmöglich in den ersten Monaten bis Jahren ihre Arbeit wieder aufzunehmen. Überleben war nur möglich dank des Geldes, das die Nachbarn und Bekannten für sie durch Spenden gesammelt hatten.
Ein erster Lichtblick war als meine Mutter - nach sehr großen Schwierigkeiten durch die medizinischen Experimente in Ravensbrück – im Jahre 1947 endlich doch schwanger wurde, und meine Eltern eine Tochter bekamen.
Ein zweiter Lichtblick war als mein Vater als Polizist an die Arbeit konnte. Er war zwar gesundheitlich durch die Kriegserfahrungen nicht 100 % geeignet für diesen Job, aber gerade diese Kriegserlebnisse waren für ihn die Vergünstigungen , die dies möglich machten.
Nach dem ersten Baby, kamen später, genau um die 4 Jahre, noch 3 Kinder zur Welt. Die Familie und das Glück waren vollkommen.
Wir lebten ein schönes, gefülltes und sorgenfreies Leben voller Liebe, dank unseren Eltern, die es mit viel Mühe geschafft haben ihre schreckliche Vergangenheit ihr Leben nicht beherrschen zu lassen.
Unser Vater sprach nie über die Zeit in den Konzentrationslagern, wohl hatte er eine tiefe Abneigung gegen Deutschland und die Deutschen.
Unsere Mutter erzählte über ihr Leben in den Lagern als wir, die Kinder, aber auch Freunde sie darum gebeten haben. Die schrecklichsten und grausamsten Erfahrungen hat sie damals nie erzählt, erst viel später, als unser Vater schon gestorben war.
1967 machten wir mit der Familie eine Reise nach Bayern. Auf dem Heimweg kamen wir an München vorbei. Auf mein Vorschlag – ich war damals 16 – besuchten wir die Gedenkstätte Dachau. Dies war eine schlechte Idee : unser Vater hat die ganze Zeit im Lager und noch danach geheult wie ein Kind. Es war für uns das erste und einzige Mal, das wir unser Vater in dem Zustand erlebt haben. Auch dann hat er aber nichts über seine Lagererlebnisse erzählt.
‘Ihre’ ehemaligen Lager in der D.D.R.(außer Dachau in der Bundesrepublik ) zu besuchen war für unsere Familie unmöglich, da es für Polizei- und Armee-Angehörige von der Staatssicherheit verboten wurde Länder im Ostblock zu besuchen. Dazu kam, dass meine Eltern auch überhaupt nicht das Bedürfnis dazu hatten, im Gegenteil.
Ich selber war immer schon sehr fasziniert durch Deutschland und die Deutschen : ein Land, ein Volk mit einer solch hochstehenden Kultur : Literatur, Musik, Wissenschaften,… Wie war es möglich gewesen, dass dieses Vok zu solchen Untaten imstande gewesen war ??? Ich wollte unbedingt dieses Volk kennen und gar ‘beherrschen’. Mein Entschluss war gefasst : ich würde Deutsch studieren um Alles auf Deutsch lesen zu können, Alles zu verstehen, was Deutsche mir sagen würden, um richtig antworten zukönnen wenn Deutsche mich was fragen würden. Ich ging zur Uni und studierte da, neben Anglistik, auch Germanistik. Für meine Eltern war dies eine unbegreifliche Entscheidung, aber es war meine Entscheidung, so sie ließen mich.
Schlimmer wurde es als ich gleich nach Abschluss meines Studiums ein Stipendium bekam, um 1 Jahr in Deutschland an einer deutschen Schule zu unterrichten. Für meine Eltern war dies alsob ich, freiwillig, auch ein Jahr – solange wie auch sie notgezwungen in Deutschland ‘lebten’- nach Deutschland ging. Meine Mutter weinte unaufhörlich, aber der Entschluss war gefasst. Die Situation beruhigte sich bald als sie sahen, dass ich da glückich war.
Anschließend sind wir – meine Frau und ich - dann zusammen Lehrer geworden an einem von den 4 belgischen Gymnasien in der Bundesruplik, wo Kinder von belgischen Angehörigen der Nato-Truppen in Deutschland zur Schule gingen. Wir selber gehörten zum Zivilpersonal dieser Truppen. 10 Jahre haben wir da gewohnt/gearbeitet. Unser beiden Töchter wurden in Deutschland geboren. Für meine Eltern war dies akzeptabel : es waren belgische Schulen, zwar in Deutschland, aber belgisch !!
1985 kamen wir wieder nach Belgien, 1988 starb mein Vater, 1989 fiel die Mauer, 1990 war die Wiedervereinigung.
Zurück zur Hölle
Anfang der 90-er Jahre nahm Gerhard Dorbritz Kontakt auf mit meiner Mutter.
Ich habe die ganze Zeit als Übersetzer/Dolmetscher fungiert. Es entstanden sehr rege Kontakte.
1994 suchte Gerhard Dorbritz und der Förderkreis Röderhof Zeugen, die wußten wo das Massengrab der 9 verstorbenen Häftlinge der letzten 3 Tage begraben wurden. Meine Mutter war eine der Frauen, die das Grab ausgraben und die Leichen hineinwerfen mussten. Ich habe dann meiner Mutter vorgeschlagen nach Belzig zu fahren, falls sie möchte/könnte… Im Julie 1994 haben wir unter Begeitung von Herrn Dorbritz das ehemalige Lagergelände auf dem Grünen Grund besucht. Für meine Mutter war es ‘zurück zur Hölle’.
1995 war unser zweite Besuch an Belzig. 1997 habe ich mit meiner 6. Klasse des Gymnasiums – unter ihnen eine unserer Töchter – Belzig und Berlin besucht.
2012 ist meine Mutter verstorben.
2014 haben meine Frau und ich Bad Belzig besucht anlässlich der Gedenkfeier am 8. September (70. Todestag der Mary del Marmol- Häftling im Röderhof).
2015 starb Gerhard Dorbritz
Seit Anfang der 90-er Jahren ist der Kontakt mit -zuerst Gerhard Dorbritz, seit 2014 auch mit seiner Nachfolgerin Inge Richter sehr rege, gar sehr freundschaflich geworden.
Ich schreibe diese Gedanken hier nieder zu Ehren meiner lieben Eltern, und zu Ehren der tausende und abertausende Opfer des rechtsextremismus und des Rassenwahns. Zugleich aber auch aus Freundschaft mit Gerhard Dorbritz, Inge Richter und dem Förderkreis Röderhof und meinem besonderen, freundschaftlichen Verhältnis zu Deutschland und den Deutschen.
Wir sind auch sehr dankbar, das jedes Jahr am 3. Mai vom Förderkreis mit Hilfe der Stadtverwaltung ein Gedenktag organisiert wird, um die Opfer des Naziterrors zu gedenken.
Dieser 75. Jahrestag ist da doch was besonderes : die meisten Zeugen von damals gibt es nicht mehr, daher ist es unsere Pflicht aufzukommen gegen Rassismus, Rechtsextremismus um zu verhindern, dass ähnliche Zustände wie in Deutschland von 1933 bis 2945 überhaupt noch vorkommen können. Die Welt hat anscheinend noch nicht allzu viel daraus gelernt, denken wir an alle die Kriege und Kriegsgebiete seit dem Zweiten Weltkrieg.
Leider kann dieser 75. Gedenktag nicht unter normalen Umständen stattfinden. Das darf aber nicht heißen, das wir im Herzen nicht dabei sind und nicht weiterkämpfen sollen für eine bessere, friedliche Welt für alle Menschen auf dieser Erde.
Ihr Marcel Torfs, Sohn von Clara Draulans und August Torfs
Für meine frisch verheiraten Eltern (29. September 1942) konnte trotz des Krieges und der deutschen Besatzung, ein neues Leben beginnen… Dieses neue Glück wurde bald völlig zerstört als zuerst mein Vater am 23. Juni 1944, nachher am 11. Juli 1944 auch meine Mutter von den Deutschen verhaftet wurde.
Vater kam zuerst nach Buchenwald, gegen Ende seiner Gefangenschaft nach Dachau. Da wurde er von den Amerikanern befreit am 29. April 1945. Er hatte Glück gehabt : er lebte noch, war völlig überdeckt mit der Krätze, und hat noch 40 Kilo gewogen. Er wurde von den Amerikanern gut gepflegt und konnte am 26. Juni 1945 wieder belgischen Boden betreten und nach Hause zurückkehren.
Mutter kam zuerst nach Ravensbrück, Da wurde sie medizinischen Experimenten (Versuch zur Unfruchtbarmachung) unterworfen. Am 24.August 1944 um 3 Uhr morgens kam sie zusammen mit knapp 800 anderen Frauen verschiedener Staatsangehörigkeiten nach Belzig, einem Außenkommando von Ravensbrück. Am 24. April, als die Front sich sowohl vom Westen wie vom Osten zu stark näherte, wurden die gehfähigen Frauen auf Todesmarsch gesetzt, Richtung Westen. Die übrigen Häftlinge, todkrank, total unterernährt blieben alleine im Lager zurück, ohne Versorgung, ohne etwas zu Essen oder zu Trinken. Sie warteten auf … worauf ?? Auf den Tod, auf die Befreiung, auf der Rückkehr ihrer Henker ??? Meine Mutter war eine van diesen 72 kranken Frauen. Auch sie hatte Glück : sie überlebte, hatte schwersten Typhus und wog noch knapp 32 Kilo. Anfangs haben die sowjetischen Befreier die Häftlinge ihrem Schicksal überlassen, später wurden sie von den Sowjets auf Lastwagen Richtung Elbe gebracht, wo sie den Amerikanern übergeben wurden. Dann wurden sie ordentlich gefplegt und sind schließlich am 31. Mai 1945 wieder in Belgien angekommen.
Das Leben nach der Hölle
Als meine Eltern sich am 26. Juni 1945 wieder in die Arme schließen konnten, begann für sie das Leben aufs Neue : die Wohnung war nach ihrer Verhaftung von den Deutschen ausgeraubt. Ihre Gesundheit machte es unmöglich in den ersten Monaten bis Jahren ihre Arbeit wieder aufzunehmen. Überleben war nur möglich dank des Geldes, das die Nachbarn und Bekannten für sie durch Spenden gesammelt hatten.
Ein erster Lichtblick war als meine Mutter - nach sehr großen Schwierigkeiten durch die medizinischen Experimente in Ravensbrück – im Jahre 1947 endlich doch schwanger wurde, und meine Eltern eine Tochter bekamen.
Ein zweiter Lichtblick war als mein Vater als Polizist an die Arbeit konnte. Er war zwar gesundheitlich durch die Kriegserfahrungen nicht 100 % geeignet für diesen Job, aber gerade diese Kriegserlebnisse waren für ihn die Vergünstigungen , die dies möglich machten.
Nach dem ersten Baby, kamen später, genau um die 4 Jahre, noch 3 Kinder zur Welt. Die Familie und das Glück waren vollkommen.
Wir lebten ein schönes, gefülltes und sorgenfreies Leben voller Liebe, dank unseren Eltern, die es mit viel Mühe geschafft haben ihre schreckliche Vergangenheit ihr Leben nicht beherrschen zu lassen.
Unser Vater sprach nie über die Zeit in den Konzentrationslagern, wohl hatte er eine tiefe Abneigung gegen Deutschland und die Deutschen.
Unsere Mutter erzählte über ihr Leben in den Lagern als wir, die Kinder, aber auch Freunde sie darum gebeten haben. Die schrecklichsten und grausamsten Erfahrungen hat sie damals nie erzählt, erst viel später, als unser Vater schon gestorben war.
1967 machten wir mit der Familie eine Reise nach Bayern. Auf dem Heimweg kamen wir an München vorbei. Auf mein Vorschlag – ich war damals 16 – besuchten wir die Gedenkstätte Dachau. Dies war eine schlechte Idee : unser Vater hat die ganze Zeit im Lager und noch danach geheult wie ein Kind. Es war für uns das erste und einzige Mal, das wir unser Vater in dem Zustand erlebt haben. Auch dann hat er aber nichts über seine Lagererlebnisse erzählt.
‘Ihre’ ehemaligen Lager in der D.D.R.(außer Dachau in der Bundesrepublik ) zu besuchen war für unsere Familie unmöglich, da es für Polizei- und Armee-Angehörige von der Staatssicherheit verboten wurde Länder im Ostblock zu besuchen. Dazu kam, dass meine Eltern auch überhaupt nicht das Bedürfnis dazu hatten, im Gegenteil.
Ich selber war immer schon sehr fasziniert durch Deutschland und die Deutschen : ein Land, ein Volk mit einer solch hochstehenden Kultur : Literatur, Musik, Wissenschaften,… Wie war es möglich gewesen, dass dieses Vok zu solchen Untaten imstande gewesen war ??? Ich wollte unbedingt dieses Volk kennen und gar ‘beherrschen’. Mein Entschluss war gefasst : ich würde Deutsch studieren um Alles auf Deutsch lesen zu können, Alles zu verstehen, was Deutsche mir sagen würden, um richtig antworten zukönnen wenn Deutsche mich was fragen würden. Ich ging zur Uni und studierte da, neben Anglistik, auch Germanistik. Für meine Eltern war dies eine unbegreifliche Entscheidung, aber es war meine Entscheidung, so sie ließen mich.
Schlimmer wurde es als ich gleich nach Abschluss meines Studiums ein Stipendium bekam, um 1 Jahr in Deutschland an einer deutschen Schule zu unterrichten. Für meine Eltern war dies alsob ich, freiwillig, auch ein Jahr – solange wie auch sie notgezwungen in Deutschland ‘lebten’- nach Deutschland ging. Meine Mutter weinte unaufhörlich, aber der Entschluss war gefasst. Die Situation beruhigte sich bald als sie sahen, dass ich da glückich war.
Anschließend sind wir – meine Frau und ich - dann zusammen Lehrer geworden an einem von den 4 belgischen Gymnasien in der Bundesruplik, wo Kinder von belgischen Angehörigen der Nato-Truppen in Deutschland zur Schule gingen. Wir selber gehörten zum Zivilpersonal dieser Truppen. 10 Jahre haben wir da gewohnt/gearbeitet. Unser beiden Töchter wurden in Deutschland geboren. Für meine Eltern war dies akzeptabel : es waren belgische Schulen, zwar in Deutschland, aber belgisch !!
1985 kamen wir wieder nach Belgien, 1988 starb mein Vater, 1989 fiel die Mauer, 1990 war die Wiedervereinigung.
Zurück zur Hölle
Anfang der 90-er Jahre nahm Gerhard Dorbritz Kontakt auf mit meiner Mutter.
Ich habe die ganze Zeit als Übersetzer/Dolmetscher fungiert. Es entstanden sehr rege Kontakte.
1994 suchte Gerhard Dorbritz und der Förderkreis Röderhof Zeugen, die wußten wo das Massengrab der 9 verstorbenen Häftlinge der letzten 3 Tage begraben wurden. Meine Mutter war eine der Frauen, die das Grab ausgraben und die Leichen hineinwerfen mussten. Ich habe dann meiner Mutter vorgeschlagen nach Belzig zu fahren, falls sie möchte/könnte… Im Julie 1994 haben wir unter Begeitung von Herrn Dorbritz das ehemalige Lagergelände auf dem Grünen Grund besucht. Für meine Mutter war es ‘zurück zur Hölle’.
1995 war unser zweite Besuch an Belzig. 1997 habe ich mit meiner 6. Klasse des Gymnasiums – unter ihnen eine unserer Töchter – Belzig und Berlin besucht.
2012 ist meine Mutter verstorben.
2014 haben meine Frau und ich Bad Belzig besucht anlässlich der Gedenkfeier am 8. September (70. Todestag der Mary del Marmol- Häftling im Röderhof).
2015 starb Gerhard Dorbritz
Seit Anfang der 90-er Jahren ist der Kontakt mit -zuerst Gerhard Dorbritz, seit 2014 auch mit seiner Nachfolgerin Inge Richter sehr rege, gar sehr freundschaflich geworden.
Ich schreibe diese Gedanken hier nieder zu Ehren meiner lieben Eltern, und zu Ehren der tausende und abertausende Opfer des rechtsextremismus und des Rassenwahns. Zugleich aber auch aus Freundschaft mit Gerhard Dorbritz, Inge Richter und dem Förderkreis Röderhof und meinem besonderen, freundschaftlichen Verhältnis zu Deutschland und den Deutschen.
Wir sind auch sehr dankbar, das jedes Jahr am 3. Mai vom Förderkreis mit Hilfe der Stadtverwaltung ein Gedenktag organisiert wird, um die Opfer des Naziterrors zu gedenken.
Dieser 75. Jahrestag ist da doch was besonderes : die meisten Zeugen von damals gibt es nicht mehr, daher ist es unsere Pflicht aufzukommen gegen Rassismus, Rechtsextremismus um zu verhindern, dass ähnliche Zustände wie in Deutschland von 1933 bis 2945 überhaupt noch vorkommen können. Die Welt hat anscheinend noch nicht allzu viel daraus gelernt, denken wir an alle die Kriege und Kriegsgebiete seit dem Zweiten Weltkrieg.
Leider kann dieser 75. Gedenktag nicht unter normalen Umständen stattfinden. Das darf aber nicht heißen, das wir im Herzen nicht dabei sind und nicht weiterkämpfen sollen für eine bessere, friedliche Welt für alle Menschen auf dieser Erde.
Ihr Marcel Torfs, Sohn von Clara Draulans und August Torfs
Anmerkungen zum Brief von Marcel Torfs:
Im Absatz "Zurück zur Hölle" steht "die 6. Klasse des Gymnasiums": das ist die letzte, die Abiturklasse, am Belgischen Gymnasium, die Schlüler sind 18 Jahre alt!
Im gleichen Absatz im vorletzten Abschnitt muss es heißen: "wie in Deutschland von 1933 bis 1945"!
Photo: Marcel Torfs, Clara Draulans, Gerhard Dorbritz im Juli 1994 auf Orientierungssuche nach der Grabstelle. Sammlung Kraemer