Ich denke, dass nur in der Konfrontation mit einzelnen Schicksalen - immer wieder - Einfühlung und Betroffenheit entstehen kann. Für mich als Schülerin einer 11. Klasse des Bad Belziger Gymnasium ist es enorm wichtig, eine angemessene Erinnerung zu bewahren und an zukünftige Generationen weiterzugeben. So wie wir mit der Historie heute umgehen, so geben wir auch ein Bild und Zeugnis über das Deutschland von heute ab. Auch ich habe väterlicherseits jüdische Vorfahren und finde es enorm wichtig, immer wieder die Gefahr der Ausgrenzung Andersdenkender, anderer Religionen, anderer Lebenseinstellungen ins Bewusstsein der Leute zu rücken. Gerade in meiner Generation ist es schwierig, die Erinnerung an den Holocaust zu bewahren, weil es kaum noch Zeitzeugen gibt und die Lebenswelt der Jugendlichen davon weit abgerückt ist. Dennoch ist es unsere Aufgabe, auf antisemitische Äußerungen rechtzeitig zu reagieren und die Gesellschaft wach zu halten, um im entscheidenden Feld ein kollektives Gedächtnis abzurufen, das auf Wissen um die nationalsozialistischen Verbrechen beruht. Das Gedenken an alle Opfer ist für mich eine menschliche Aufgabe, weil ich gerade im Geschichtsunterricht detailliertes Wissen über diese Zeit erlangt habe, dass mich sehr oft stark bewegt hat. Betrachtet man die Zunahme der Wählerzahlen in den Reihen der AfD, gilt das in besonderer Weise. Unsere heutige individualisierte Gesellschaft muss sich die Betroffenheit bewahren und der Verantwortung bewusst sein, dies immer wieder neu an die künftigen Generationen weiterzugeben. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass hier in Belzig die Geschichte des „Roederhof“ wach gehalten und immer wieder neu ins Bewusstsein der Bevölkerung gestellt wird.
Text und Video: Clara Kushner, Leistungskurs Geschichte Fläming Gymnasium Bad Belzig
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„Seid wachsam!“
Gedenkbriefbrief zum 76. Jahrestag des Gedenkens an die Befreiung des ehemaligen Konzentrationslagers- und Zwangsarbeiterlagers „Roederhof“ in Bad Belzig „Seid wachsam!“
An der Geschichte von Roederhof zeigt sich der Umgang mit der Frage "Geschichtsbewältigung oder Verdrängung?" Immer wieder lese ich, dass seit Mai 1990 es nicht einmal 100 Einwohner sind, die von sich aus in den Maitagen an der Gedenkfeier im Grünen Grund teilnehmen. In der Vorwendezeit waren es Tausende. Ist es die Abstumpfung gegenüber der Verantwortung zur Geschichte oder einfach nur eine Reaktion in unserer schnelllebigen Zeit?