Von August 1944 bis Mai 1945 litten 1000 Frauen aus vielen Ländern Europas in diesem Lager grausame Qualen. Sie arbeiteten unter Extrembedingungen für die Munitionsfabrik. Das Lager wurde damals von den Insassinnen „das Lager des langsamen Todes“ genannt.
Im Jahr 2007 begannen 17 Frauen aus der Region Hoher Fläming unter der Regie von Julia Strehler und der Dramaturgie von Kerstin Henseke 2 Jahre lang intensiv zu den Ereignissen in Belzig und Ravensbrück zu recherchieren. Sie besuchten Ausstellungen, lasen Berichte ehemaliger Insassinnen und die Profile der Täterinnen, und gingen immer wieder selbst in die szenische Improvisation mit den Fragen: Wie hätte ich mich im Nationalsozialismus verhalten? Wäre ich Täterin geworden? Hätte ich Widerstand geleistet? Wer wäre ich gewesen in diesem Regime?
Aus all dem erarbeiteten Material ist 2008 schließlich ein Bühnenstück von 95 Minuten entstanden, das sich im Kern auf die 16 Tage konzentriert, die die aus Belgien stammende Insassin Marie-Louise del Marmol (im Stück Marie de la Mere) im Lager verbrachte, bevor sie ermordet wurde. Sie war die Frau eines bekannten belgischen Widerstandskämpfers und wurde an seiner Stelle inhaftiert, kam zuerst nach Ravensbrück und dann mit einem Transport weiter nach Belzig.
Die Mitinsassinnen haben sich später vielfach an sie erinnert, weil sie ihnen Kraft und Hoffnung vermittelt hat. Sie bewunderten sie für ihre würdevolle Haltung und das Licht, das sie noch in ihren dunkelsten Stunden unter ihnen zu verbreiten wusste.
Der Livemitschnitt einer der Theateraufführungen wird dieses Jahr erstmalig am 2. Mai um 17.30 Uhr im Hofgarten Kino in Bad Belzig gezeigt.
Im Anschluss an die Filmvorführung findet im Kino ein Publikumsgespräch mit einigen der damaligen Schauspielerinnen und der Regisseurin statt.
Die Filmvorführung wurde vom Förderkreis Röderhof organisiert, der sich stetig für das Gedenken und die Aufarbeitung der Geschehnisse im Lager weiter engagiert.
Die Gedenkveranstaltung im Grünen Grund wird wie jedes Jahr einen Tag später am 3. Mai gegen 16.30 Uhr vor dem ehemaligen Gelände des Lagers stattfinden.
Jörg Giese von der Maz schrieb zu dem Stück:
„Die Regisseurin hat zusammen mit ihren 17 Mitwirkenden bemerkenswert komplexe Charaktere geschaffen. Die Inszenierung entgeht der Versuchung, die Insassen als Heilige und die Aufseherinnen der SS als Dämonen darzustellen. Alle Figuren sind Menschen, widersprüchlich und vielschichtig. Wie jeder von uns. Das macht diese Inszenierung so beunruhigend.“